Darf man die ersten beiden
Jahre noch unbeschwert die von den Eltern nach bestem Wissen und Gewissen
ausgewählten hochwertigen Windeln füllen, dreht sich danach alles darum, genau
diese Stücke sukzessive zu minimieren, um sie letztendlich nach dem ersten
selbständigen Klogang komplett aus dem Leben zu verbannen.
Die Eltern strotzen. Vor
Stolz. Erzählen sie doch ungefragt jedem x-beliebigen Menschen, der des Weges
kommt, von den erfolgreichen großen und kleinen Geschäften des Sprösslings.
Wenn sie „Er/Sie geht schon ganz allein auf´s Klo“ sagen, denken sie „Er/Sie ist bereit für den
Nobelpreis“.
Nun könnte das Kleinkind
selbst auch stolz sein, den Klogang endlich ganz allein geschafft zu haben, wäre da nicht die eine Sache.
Irgendwann wird es groß.
Irgendwann wird es Elter.
Und von diesem Zeitpunkt an
funktioniert die Sache mit dem Klogang nicht mehr so richtig. Man kann nicht
mehr allein. Sense. Aus. Elter benötigt Begleitung. Immer und überall. Gut, dass es das Baby gibt.
Muss man mal klein, nimmt man
das Baby mit.
Muss man mal groß, nimmt man
das Baby mit.
Muss man zuhause, nimmt man
das Baby mit.
Muss man auswärts, nimmt man
das Baby mit.
Man nimmt das Baby mit, weil
es ein unerlässlicher Kommunikationspartner ist. Es plappert vor sich hin, man
plappert zurück. Selbst wenn es in den Armen schläft, findet Kommunikation
statt (Wach bloß nicht auf, wach bloß
nicht auf, wach bloß nicht auf...). Und das Geschäft läuft von selbst. Kommt Elter auf die Idee einmal allein auf´s Klo zu gehen, erinnert das Baby mit lauten "Wäh! Wäh! Bäh!" Rufen*, es mitzunehmen. (* Nimm mich mit! Nimm mich mit! Du kannst das nicht allein!)
Man gewöhnt sich im Laufe des
ersten Jahres so sehr an das Beisein des Babys, dass man ohne Begleitung wirklich nicht mehr kann. Konditionierung. Es fehlt was.
Dann wird aus dem Baby ein Kleinkind und dieses ist unerlässlich, um den Klogang mit Gestik, Mimik und
Worten zu dokumentieren und zu unterstützen. Was würde man ohne Kind auf dem Klo auch machen? Das
Kind spürt instinktiv, dass sein Beisein erforderlich ist und schafft es, bei jedem Klogang anwesend zu sein, ganz
egal, wo im Haus/in der Wohnung/in der Spielgruppe es sich gerade aufhält und was es gerade macht.
Es ist immer da. Und gibt seinen Senf dazu.
„Was machst du da?“
„Warum machst du das?“
„Das stinkt.“
„Warum stinkt das?“
"Warum stinkt das nicht?"
"Warum stinkt das nicht?"
„Was plätsert da?“
„Lass mich sauen.“
„Wohin geht das?“
„Warum darf ich da kein Lego reinwerfen?“
„Kannst du mir bitte ein Legohaus bauen?“
„Was passiert mit den Maulwürfen, wenn ein Blitz in
die Erde fährt?“
Und schließlich (nach ca. 3
Jahren) hat man als Elter das Gefühl, dass es an der Zeit ist, wieder mehr Selbständigkeit
zu erlangen. Der Alleingang auf das Klo hat doch schon einmal funktioniert. Damals,
als man Kleinkind war. Und Jugendlicher. Und Erwachsener ohne Kind. Das muss
doch wieder gehen.
Also sperrt man das Kind
raus. Tür zu. Schlüssel ab. Aus.
Das Kind aber spürt instinktiv, dass das Elter noch nicht so weit ist. Und möchte das Elter unterstützen. Es sorgt sich. Es ist ein Helicopter-Kind. Es möchte immer und überall da sein für das Elter. Allein auf´s Klo? Das geht nicht!
Das Kind aber spürt instinktiv, dass das Elter noch nicht so weit ist. Und möchte das Elter unterstützen. Es sorgt sich. Es ist ein Helicopter-Kind. Es möchte immer und überall da sein für das Elter. Allein auf´s Klo? Das geht nicht!
Das Kind reißt an der
Türschnalle, das Kind hämmert gegen die Tür. Das Kind ruft aus Leibeskräften „Auf! Auf! Auf“. Als Elter muss man sich
eingestehen, dass man eventuell doch noch nicht so weit ist. Man öffnet ergeben
die Tür. Vielleicht hat das Kind recht. Mit Kind geht´s schneller. Und besser.
Und unterhaltsamer.
Und dann kommt DER TAG.
Elter geht auf´s Klo. Lässt
die Tür sperrangelweit offen. Setzt sich. Wartet. Kommt nix. Kein Kind. Kein
Nichts. Elter ruft „Ich bin am Kloooo“. Kind kommt nicht. Sense aus. Das war´s.
Von diesem Tag an muss man den Klogang alleine erledigen. Das Kind wirft einen
ins kalte Wasser. Kommt einfach nicht mehr. Lässt einen links liegen. Elter
muss schauen, wie er/sie/es zurechtkommt. Ohne Kind. Auf dem Klo.
Das Gute: Elter gewöhnt sich
relativ rasch daran. Schafft es innerhalb weniger Klogänge ohne Unterstützung
zum Ziel zu kommen. Wie beim Radfahren. Oder Schwimmen. Verlernt man nicht. Toll! Elter braucht das Kind nicht mehr und berichtet jedem
x-beliebigen Menschen ungefragt und voller Stolz:
„Übrigens: Ich kann schon
allein auf´s Klo gehen!“
Elter. 42 Jahre. Kann allein auf´s Klo gehen. |
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Anmerkung der Verfasserin: Wenn Sie erwachsen und kinderlos sind, verstehen Sie diesen Text nicht. Das macht gar nichts. Es ist auch besser so. Die Zeit kommt noch. Sie werden vielleicht auch mal Elter und sich an diesen verrückten Text zurückerinnern. Sie werden schon sehen.
Aber vermutlich haben Sie gar nicht bis hierher gelesen. Was interessiert Sie der Klogang von anderen Menschen...
Ach ja, was ich noch gar nicht erzählt habe: Ich gehe schon seit ein paar Monaten allein aufs Klo.#DieKinderwerdenimmergrößer— bleibCOOLmami (@bleibCOOLmami) 3. Februar 2016
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Anmerkung, die Zweite: Bevor hier jemand meine Rechtschreibung korrigiert, schließen Sie sich bitte mit meinem Mann kurz...
Bussi, Schatz!
Bussi, Schatz!
Schreibe gerade Blogpost mit dem Wort "Elter". Der Mann schaut mir über die Schulter und korrigiert meine Rechtschreibung: "älter"— bleibCOOLmami (@bleibCOOLmami) 4. Februar 2016
Ich warte sehnsüchtig auf diesen Moment. Allerdings folgt im Sommer Kind 2. es wird also noch einige Jahre dauern. Sehr lustig
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