Sonntag. Acht Uhr morgens. Wir sind mit der
planmäßigen Abfahrt unseres Kurzurlaubes an den Wörthersee auf mein Verschulden
hin in Verzug. Ich habe es verabsäumt, die Koffer rechtzeitig zu
packen.
Der Mann zeigt wenig Verständnis für meine mangelnde Zeitplanung und lässt mich seine Verstimmtheit durch Nichtbeachtung spüren: Das erste Mal seit vier Jahren steht die dringend benötigte Kaffeedosis am Morgen nicht bereit. Das ist schlecht. Die Stimmung ist im Keller. Dort finde ich auch meinen Koffer. Gewissenhaft lege ich meine sorgfältig gefaltete Wäsche hinein. Ein Shirt ist noch zu bügeln. Das kostet mich wertvolle Minuten.
Der Mann zeigt wenig Verständnis für meine mangelnde Zeitplanung und lässt mich seine Verstimmtheit durch Nichtbeachtung spüren: Das erste Mal seit vier Jahren steht die dringend benötigte Kaffeedosis am Morgen nicht bereit. Das ist schlecht. Die Stimmung ist im Keller. Dort finde ich auch meinen Koffer. Gewissenhaft lege ich meine sorgfältig gefaltete Wäsche hinein. Ein Shirt ist noch zu bügeln. Das kostet mich wertvolle Minuten.
@MaraKolumna Ich packe immer erst, wenn der Mann schon im Auto sitzt.
Unangenehme Dinge schiebe ich gerne vor mir her.
— bleibCOOLmami (@bleibCOOLmami) 2. August 2014
Um den Zeitplan doch noch halbwegs
einzuhalten, suche ich Verstärkung. Die Söhne helfen mit Begeisterung beim
Packen ihrer persönlichen Sachen, so muss ich mich nur noch um meinen Kram
kümmern. Leider unterschätzen sie bei der Zusammenstellung ihrer dringend
benötigten Utensilien (Gitarre, Cocktailtomaten, Winter-Wimmelbuch, Frisörset,
Bratschaufel & Co) das Fassungsvermögen des Kofferraumes.
Die Kinder haben selbst für den 4-tägigen Urlaub gepackt. Jetzt brauchen wir einen Anhänger.
— bleibCOOLmami (@bleibCOOLmami) 3. August 2014
Eine Dreiviertelstunde später ist es endlich soweit. Unser Kurztrip in das benachbarte Bundesland beginnt. Der Mann darf das Auto lenken. Würde ihm gerne den Weg weisen, verzichte aber ob des eingekehrten Friedens willen darauf und begnüge mich mit dem Lesen meiner Timeline und dem Verfassen geistreicher Tweets.
Ich sitze neben dem Mann und tippe in mein Handy. Gute Beifahrerin.
— bleibCOOLmami (@bleibCOOLmami) 3. August 2014
Mein Stillschweigen über Fahrtechnik und
Routenplanung sowie das gute Vorankommen auf der Autobahn besänftigen ihn. Nach
einer Viertelstunde wird im Fond des Autos heftig debattiert. Um dem
Streitgespräch ein Ende zu setzen, stimme ich ein Kinderlied an. Unterstützend
setzt der Mann ein. Unglücklicherweise etwas verzögert.
Im Auto. Der Mann und ich singen im Kanon. Aber nicht absichtlich.
— bleibCOOLmami (@bleibCOOLmami) 3. August 2014
Nach einer halben Stunde finden die Söhne, es
ist genug und verlangen nach einer Erholung ihrer geplagten Ohren Pause.
Wir machen Halt an der Autobahnraststätte mit Abenteuerspielplatz. Das
Piratenschiff lädt die Männer zum Klettern ein, woraufhin der Mann sich setzen
muss, um seine Beule am Kopf zu bedauern. Er hatte nicht damit gerechnet, dass
die Anlage auf Kindergrößen ausgerichtet ist. Das verschafft mir Zeit, um mich
per Twitter über Schuhe, Frisuren und Erinnerungsvermögen auszutauschen.
@LulusStern das einzige woran ich mich täglich erinnere, ist SIRI zu erinnern, woran sie mich erinnern soll
— bleibCOOLmami (@bleibCOOLmami) 3. August 2014
Nach ausreichender Bewegung und
obligatorischen Klogängen setzen wir unsere Reise fort, um sie ein paar
Kilometer weiter wieder zu unterbrechen. Wir treffen an der nächsten
Autobahnraststätte die befreundete Familie, die es wagt, mit uns auf Urlaub zu
fahren. Die halbe Fahrtstrecke ist geschafft.
Google Maps zeigt für unsere Fahrtstrecke eine Zeit von 1h28min an.
Nach zwei Stunden haben wir die Hälfte geschafft.
— bleibCOOLmami (@bleibCOOLmami) 3. August 2014
Im Restaurant verbrauchen wir unser gesamtes
Urlaubsbudget für das Mittagessen. Um uns aufzuheitern, nehmen wir alle für die
Gäste aufgelegten Papierkronen (eine) und Luftballons (zwei) mit. Leider
zerplatzen die Luftballons auf dem angrenzenden Spielplatz aufgrund
unsachgemäßer Verwendung. Die Söhne zeigen ihre Enttäuschung. Nicht einmal
Ohren zuhalten hilft gegen den Lärmpegel.
Auf der weiteren Fahrt gibt es wieder Mama´s
und Papa´s Kinderlieder live. Die Söhne beschließen zu schlafen oder zumindest
so zu tun. Vier Stunden nach Abfahrt vom Heimatort kommen wir am Ziel an. Ich
nütze das Gesetz, das es verbietet, schlafende Kinder alleine im Auto zu lassen
und biete mich als Aufsichtsperson an. Ich bleibe im Auto sitzen. Der Mann darf alle Gepäckstücke alleine in
das Hotelzimmer tragen.
Wenn Sie einen schwitzenden Mann sehen, der den Hausrat einer 4-köpfigen Familie ins Hotelzimmer trägt, grüßen Sie ihn.
Es ist meiner.
— bleibCOOLmami (@bleibCOOLmami) 3. August 2014
Rechtzeitig vor Aufwachen der Söhne sind alle
Koffer im Zimmer. Wir machen Schichtwechsel und ich genieße suche beim
Auspacken den Blick auf den See. Leider habe ich meine Brille nicht dabei und
ich muss den See erst einmal finden.
Die Söhne sich aufgewacht und nun kann der
Spaß beginnen. Den Weg zum See muten wir uns (noch nicht) zu. Wir setzen uns an
den Pool. Das befreundete Paar plantscht mit seinen ständig lächelnden Kindern begeistert
im warmen Wasser. Unsere Söhne stehen mit einer dicken Schicht Kleidung am
Körper irritiert am Beckenrand. Jeder Versuch, sie ihrer Kleidung zu
entledigen, scheitert an ihrem Geschrei. Ich überlege bereits, ob ein
Kindertausch eine gute Lösung wäre, jedoch kommt rechtzeitig Hugo dazwischen.
Der Mann schlägt vor, zur Beruhigung der Pool-Situation
den Gratis-Begrüßungstrunk einzunehmen. Ich lasse mich überreden und entscheide
mich für Prosecco mit Holundersirup. Die Kinder bekommen Pfirsichsaft. Sohn 02
und ich kippen aufgrund von beginnender Austrocknung unsere Getränke beinahe in
einem Zug hinunter.
Am Pool überraschend Hugo getroffen.
Und plötzlich war er wieder weg.
Jetzt ist mir schwindlig.
— bleibCOOLmami (@bleibCOOLmami) 3. August 2014
Den restlichen Nachmittag verbringen wir taumelnd
am Wasser. AM Wasser, nicht im. Die Söhne werfen lieber Gummiboote auf die
anderen Hotelgäste, als zu schwimmen. Wir entschuldigen uns ausreichend und
überlegen, ob eine Änderung unseres Familiennamens angebracht wäre.
Das Abendessen wird in vier Gängen serviert.
In den Pausen zwischen den Gängen stellen die Söhne unsere Nerven auf die
Probe. Das vom hinterhältigen freundlichen Hotelpersonal zum Kindermenü
gelieferte Ablenkungs-Spielzeug zerfällt bei jeder Berührung in seine
Einzelteile. Ich bin beschäftigt mit dem Ineinanderstecken kleinster
Plastikteile zur Wiederherstellung von Miniatur-Bagger und
Miniatur-Straßenwalze.
Wenn man das filigrane Spielzeug vom Kindermenü-Teller bereits 27-mal repariert hat.
Fordere Verbot für Spielzeug am Kinderteller
— bleibCOOLmami (@bleibCOOLmami) 4. August 2014
Vor dem Servieren des Nachtisches fallen Sohn 02 die Augen zu.
Ich esse seine gesamte Portion Eis auf während er in meinen Armen schläft. Sohn 01 beschließt, alleine mit der Nervenprobe weiter zu machen und
langt beinahe am Ziel an, als er mit einem geschickten Wurf seinen Schnuller
direkt auf dem Nebentisch platziert. Wir beschließen, uns aus dem Staub zu
machen nach höflicher Entschuldigung ins Zimmer zurückzuziehen. Sohn 01
diskutiert am Balkon noch eine Weile mit seinem Vater über Gott und die Welt
Banalitäten aus dem Alltag eines Kleinkindes. Um zehn Uhr schläft auch er (der
Sohn) endlich in seinem Bett ein.
Nach Schmieden der weiteren Urlaubspläne am
Balkon der befreundeten Familie wollen auch der Mann und ich schlafen gehen.
Sohn 02 wacht auf und beschließt, die Nacht in der Bettritze zwischen uns zu
verbringen. Um Mitternacht werden wir von einem furchterregenden Röcheln
geweckt. Der Mann ist geistesgegenwärtig.
Mann hat heute Nacht das Erbrochene des Sohnes mit bloßen Händen aufgefangen, um die Hotelbettwäsche nicht schmutzig zu machen
#heldentat
— bleibCOOLmami (@bleibCOOLmami) 4. August 2014
An dieser
Stelle möchte ich meinen Urlaubsbericht beenden. Besser wird´s nicht mehr. Nur so viel sei noch gesagt ...
Mit ausreichend Schoko & Wein im Gepäck ist der Familienurlaub mit Kleinkindern leichter zu ertragen.
— bleibCOOLmami (@bleibCOOLmami) 4. August 2014
Ein köstlicher Bericht, bei dem man sich wünscht bei dem Kurzurlaub als stiller Beobachter dabei zu sein, nicht aber als verantwortlicher Erziehungsberechtigter ;-)
AntwortenLöschenLG, Christian
Das glaube ich gerne. Auch die anderen Hotelgäste und Raststättenbenützer wohnten mit Begeisterung dem Schauspiel bei.
LöschenVielleicht gebe ich beim nächsten Familienurlaub alle Reisedaten im Vorhinein bekannt und verkaufe Tickets für das Kabarett ;-)
LG Paula